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Über Roselius

DER NAME "ROSELIUS"

Der Name „Roselius“ ist vor allem aber nicht nur im Bremer Raum bekannt. Seine Ursprünge hat der Name aber in der Oberpfalz wo der Name von Thomas Rasel im 16. Jahrhundert von Phillipp Melanchton in „Raselius“ lateinisiert und wegen der 3 Rosen im Wappen zu „Roselius“ wurde.

In den folgenden Jahrhunderten ist der Name in unterschiedlichen Zusammenhängen weltweit in Erscheinung getreten. Thomas Rasel und Nachfahren waren im 16. und 17. Jahrhundert die Reformation unterstützende Theologen, Andreas Roselius war Magister am Gymnasium poeticum in Regensburg. In Louisiana/USA wurde Christian Roselius als bedeutender Generalstaatsanwalt bekannt. Das Original-Wappen der Familie „Roselius“ findet unter den „regensburgischen ehrbaren Geschlechtern“ seinen Platz (Bildquelle).

LUDWIG ROSELIUS

Zweifelsohne ist Ludwig Roselius (1874-1943) der bekannteste Roselius überhaupt. Mit großer Zielstrebigkeit gelang es ihm, Kaffee HAG zum weltgrößten Kaffeeröster zwischen den Weltkriegen zu machen. Darüber hinaus hat er sich als Kunstmäzen durch die Böttcherstraße am Marktplatz in Bremen ein Denkmal gesetzt und ist als Herausgeber der Kunstbände „Deutsche Kunst“ sowie weiterer Schriften in Erscheinung getreten.

Geboren wurde Ludwig Gerhard Wilhelm Roselius am 2. Juni 1874 in Bremen als zweites Kind des Bremer Kaufmanns und Kaffeeimporteurs Dietrich Friedrich Rennig Roselius (1843-1902). Er war von Anfang an in Kreisen des gebildeten Bürgertums zu Hause, enge Freunde waren z.B. August Homburg, Lühr Kaemena und Rickmer Rickmers, Sohn der bekannten Bremer Reedereifamilie.

Während seiner Lehre in Hannover heiratete er die Tochter seines Lehrherrn, mit der er in das elterliche Handelshaus „Roselius & Co.“ in die Martinistraße 44 zurückkehrte. Angeblich soll ihn der Tod seines Vaters angespornt haben, den koffeinfreien Kaffee mitzuentwickeln. Bereits während der Produktentwicklung gründete er mit Hilfe des Bankhauses Carl F. Plump & Co. die Kaffee HAG und betrieb eine Markenbildung, die seiner Zeit weit voraus war.

Ludwig Roselius unterhielt Beziehungen zu Geschäftspartnern, Industriellen und Politikern weltweit. Er war im Beraterkreis um Hindenburg und Stresemann, Aufsichtsratmitglied bei Focke-Wulff und Mitglied des Zentralausschusses der Reichsbank. Kontakt aus früheren Tagen wurden von ihm ebenso gepflepgt, so war z.B. Rickmer Rickmers eine ideale Verbindungen des weltweit agierenden Kaffeekaufmanns.

Seine Persönlichkeit spiegelt den harten Geschäftsmann, gegenüber Geschäftspartnern als auch Mitarbeitern einerseits, als auch den großzügigen Kunstmäzen und seinen Mitarbeitern gegenüber führsorglichen Unternehmer andererseits wieder. Er litt seit Mitte der 1930er Jahre an Knochenkrebs und starb am 15. Mai 1943 in Berlin.

Quelle: Projekt Böttcherstraße von Hans Tallasch (Hrsg.), erschienen bei Aschenbeck & Holstein in Delmenhorst (ISBN 3-932292-29-4) und 100 Jahre KAFFEE HAG - Die Geschichte einer Marke (Edition Temmen, ISBN 3-86108-082-6).

KAFFEE HAG

Der Bremer Kaufmann, Marketingstratege und Kunstmäzen Ludwig Roselius (1874 – 1943) gründet 1906 die „Kaffee-Handels-Aktiengesellschaft“. Sein von ihm selbst mit entwickelter Kaffee Hag ist der erste koffeinfreie Bohnenkaffee der Welt. Bereits wenige Jahre nach der Markteinführung wird er in allen Kontinenten getrunken. Kaffee HAG wurde in 17 Ländern produziert und über 35 Auslandsniederlassungen vertrieben.

Hintergrund des großen internationalen Erfolges sind hohe Qualitätsstandards und weitsichtige Markenpflege. Die HAG entwickelt richtungweisende Marketingstrategien, in denen Kunst und Gestaltung eine zentrale Rolle spielen. Weitere bekannte Produkte sind „Kaba“, der koffeinhaltige „Onko-Kaffee“ und sogar die „HAG-Cola“ als deutsches Gegenprodukt zur Coca-Cola Ende der 1930er Jahre.

Nach dem Krieg steht Kaffee HAG für Kaffeegenuss höchster Qualität. Man trinkt gern eine Tasse „HAG“, weil sie so bekömmlich ist. Als 1978 ein Zusammengehen mit JACOBS Kaffee aus kartellrechtlichen Gründen scheiterte ging die Kaffee HAG AG 1979 an General Foods / USA, zu der es schon jahrzehntelang Verbindungen gab. Im Jahr 1993 kamen Jacobs und Kaffee HAG dann doch zusammen, durch den Zusammenschluss der Kraft General Foods und Jacobs Suchard zu Kraft Jacobs Suchard.

Philipp Morris bündelte 2000 seine Lebensmittelsparte neu unter Kraft Foods, welche 2004 von einem Wirtschaftsmagazin zu einem der „besten Arbeitgeber Deutschlands“ gekürt wurde. Eine Auszeichnung, die wohl ganz im Sinne von Ludwig Roselius stehen dürfte.

DIE BÖTTCHERSTRASSE

Durch den Erfolg der Kaffee HAG, war Ludwig Roselius in der Lage sich nicht nur als Kaufmann, sondern auch als Kunstkenner zu betätigen. Die HAG entwickelt richtungweisende Marketingstrategien, in denen Kunst und Gestaltung eine zentrale Rolle spielen. In der Bremer Böttcherstraße fließt beides zusammen. Sie ist Roselius´ Werk, das er konsequent auch für die Vermarktung von Kaffee Hag einsetzt.

Die Böttcherstraße ist eine Straße wie keine andere: Im Auftrag von Ludwig Roselius gestalten die Bremer Architekten Runge und Scotland sowie der Worpsweder Bildhauer Bernhard Hoetger in den 1920er Jahren eine alte Straße völlig neu. In der Böttcherstraße, früher die Straße der „Fassmacher“, spiegeln sich die Weltanschauung des Bauherrn Roselius aber auch das Denken der Zeit. Sie entstand als ein Kulturprojekt zwischen Heimatbewegung, Expressionismus und Moderne.

In Zusammenhang mit dem Verkauf der Kaffee HAG 1979 erhielt auch die Böttcherstraße einen neuen Besitzer. Die Kunstsammlung blieb allerdings in den Händen von Dr. Ludwig Roselius d. Jüngere. Ende der 1980er Jahre kam die Böttcherstraße zurück in bremischen Besitz und gehört seit dem der Sparkasse Bremen.

Quellen: Projekt Böttcherstraße von Hans Tallasch (Hrsg.), erschienen bei Aschenbeck & Holstein in Delmenhorst (ISBN 3-932292-29-4) und 100 Jahre KAFFEE HAG - Die Geschichte einer Marke (Edition Temmen, ISBN 3-86108-082-6)